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Das Triptychon „Tschernobyl“ faßt nicht die atomare Katastrophe selbst und ihre unmittelbaren Folgen für die betroffenen Menschen ins Auge, sondern fixiert die verlassene Stadt Pripjat in der Zeit danach. Der Blick geht auf eine von einer unheimlichen Ruhe erfüllte und für immer unbewohnbare Zone, die so stellvertretend für andere wie Majak oder Fukushima ist. Zurückgeblieben sind die Dinge des Menschen, die, ihrer ursprünglichen Funktion entrückt, nun ein Eigenleben zu führen scheinen. Um sie ist eine beredte Stille, ein Gespinst diffuser kollektiver Erinnerungen, die weniger von ehemaligem Gebrauch herrühren als mehr von einem unerfüllten Versprechen, dem einer Versöhnung des Menschen mit sich selbst und der Natur. So sind diese Orte eine Mahnung an die letztliche Unbeherrschbarkeit atomarer Technik, an die in ihre Zerstörung sich verkehrende Naturbeherrschung, zugleich gewinnen sie widersinnigerweise eine magische Anziehungskraft.
Inspiriert ist die vorliegende Arbeit von dem Film „Der Stalker“ (1978/79) des russischen Regisseurs Andrej Tarkowski, dessen Grundlage das dritte Kapitel der Erzählung „Picknick am Wegesrand“ von Arkadi und Boris Strugatzki war. Der Stalker führt Besucher in die verbotene, abgesperrte Zone, wo sie sich an einem bestimmten Ort die Erfüllung ihrer geheimsten Wünsche erhoffen. Der Gang durch die feindliche Landschaft mit ihren Verwerfungen und tödlichen Fallen gerät zu einem Gleichnis des Irrwegs in das Innerste des Menschen, der auf die Bilder seiner existentiellen Angst stößt. |
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