Franz Kafka
In der Strafkolonie
Hofheim am Taunus 2015
mit 24 Originalzeichnungen von Kai Pfankuch (davon 6 doppelseitig; Pinsel, japanische Reibetusche und Aquarell); Format 39 x 29 cm; 56 Seiten; der Text ist mit der Zeichenfeder auf Velin BFK Rives-Bütten (250 g/qm) geschrieben; Textseiten graphisch gestaltet; Auflage 2 römisch nummerierte und signierte Exemplare; Halbleder mit Rückenprägung; die Buchdecken sind mit einem Aquarell auf handgeschöpftem Fabriano-Bütten bezogen; Handeinband mit Schuber.
Das Malerbuch „Franz Kafka · In der Strafkolonie“ setzt sich mit einer kurz nach Ausbruch des ersten Weltkrieges entstandenen Erzählung Kafkas auseinander (Erstdruck: Leipzig: Kurt Wolff-Verlag 1919).
In ihr wird der Zusammenbruch eines fiktiven Strafsystems in einer fernen Kolonie beschrieben, repräsentiert durch einen Offizier, der sich angesichts seines drohenden Machtverlustes letztlich selber der Exekutionsmaschine ausliefert. Diese Maschine besteht aus drei Teilen: Zwischen zwei etwa gleich großen, an den Ecken mit Stangen verbundenen Kästen befindet sich die an einem Stahlband aufgehängte, mit Metallspitzen bewehrte "Egge", die dem Verurteilten sein Urteil in den Rücken ritzt, bevor sie ihn tötet. Der obere Kasten heißt "Zeichner", der untere "Bett".
Die Textgestaltung greift die geometrische Gestalt des Apparates auf, indem der Text auf jeweils drei Ebenen den beiden in einem imaginären Raum schwebenden Kästen einbeschrieben ist. Dabei wird, um die strenge Form zu wahren, auf konventionelle Worttrennungen verzichtet. Auf diese Weise wird der Text verräumlicht.
Die Illustrationen nun spüren den metaphorischen Bezeichnungen "Bett" und "Zeichner" nach, den begrifflichen Klammern des von Kafka in vielen Variationen umkreisten Themas eines Straf- und Machtsystems. Im Bett erfährt der Mensch die geheimnisvollen Botschaften seines Inneren, aus dem Bett erhält Georg sein Urteil vom Vater (dem "Zeichner", Erzeuger), im Bett träumend erlangt Raban seine innere Befreiung (er schickt seinen angekleideten Körper auf die Reise). Im Bett empfängt der Dorfvorsteher den Landvermesser, der mitgeteilt bekommt, daß er als Landvermesser nicht benötigt werde, aber als Schuldiener einstweilen bleiben dürfe. Im Bett beginnt Josef K.s Prozeß, im Bett erhält er vom Maler Titorelli, eine jener Zwischeninstanzen, Einblicke in das für ihn undurchschaubare Prozeßsystem. So setzt die Illustration mit der Darstellung der in der Erzählung eingangs beschriebenen Szenerie ein, begibt sich dann mit dem Blick aus der Maschine in das innere Netzwerk der Kafka'schen Erzählungen, um schließlich wieder in das Geschehen der Exekution in ihrem Kulminationspunkt, der Selbstzerstörung der Maschine und dem Tod des Offiziers, zu münden.
Auf einer zweiten Ebene der Illustration – den durchgehenden Doppelseiten vorbehalten – wird in groben Zügen die Wandlung des europäischen Strafsystems, inspiriert von Michel Foucaults Abhandlung "Überwachen und Strafen", skizziert.
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