Arkadi und Boris Strugatzki
Picknick am Wegesrand
Hofheim am Taunus 2012
Das Malerbuch mit der utopischen Erzählung „Picknick am Wegesrand“ von Arkadi und Boris Strugatzki führt in eine verbotene, abgesperrte Zone, in der außerirdische Besucher wie nach einem Picknick ihren für den Menschen gefährlichen Müll zurückgelassen haben. Zurückgeblieben sind ebenso die Dinge des Menschen, die, ihrer ursprünglichen Funktion entrückt, nun ein Eigenleben zu führen scheinen. Um sie ist eine beredte Stille, ein Gespinst diffuser kollektiver Erinnerungen, die weniger von ehemaligem Gebrauch herrühren als mehr von einem unerfüllten Versprechen, dem einer Versöhnung des Menschen mit sich selbst und der Natur. An einem bestimmten Ort in dieser verlassenen Welt erhoffen sich Abenteurer die Erfüllung ihrer geheimsten Wünsche. Der Gang durch die lebensfeindliche Landschaft mit ihren Verwerfungen und tödlichen Fallen gerät zu einem Gleichnis des Irrwegs in das Innerste des Menschen, der auf die Bilder seiner existentiellen Angst stößt. Da sich die Parabel auch als literarische Reaktion auf die Katastrophe von Tschernobyl lesen läßt (allerdings ist sie einige Jahre zuvor geschrieben worden), münden die Zeichnungen des Buches in Darstellungen von Tschernobyl. Zuvor sind der Realität der erzählten Gegenwart jeweils farblich abgesetzte Bilder des Traums und der Erinnerung – sämtlich Wassermotive – gegenübergestellt.
Diese illustrative Dichotomie ist eingebettet in eine dynamische Textgestalt, die der Idee folgt, dem stetig wachsenden, andere psychische Inhalte langsam verdrängenden Bewußtsein der Zone mit einer formalen Analogie zu entsprechen. – Der Text beginnt ganzseitig auf der linken Seite, ihm gegenüber liegt eine seitenfüllende Zeichnung. Im weiterenVerlauf öffnet sich in der Mitte des Textfeldes ein Bildfenster, das von Seite zu Seite kontinuierlich größer wird. Der jeweils ausgesparte Text wandert auf die Seite gegenüber und verdeckt dort einen Teil der Zeichnung, die letztendlich mit der vollständigen Verlagerung des Textes von der linken auf die rechte Seite verschwindet. Ab diesem Punkt beginnt ein stetiges Schrumpfen des Textes: Die Darstellungen der Zone dehnen sich von der linken auf die rechte Seite aus und verschlingen ihn so allmählich bis auf einen winzigen, nur wenige Worte umfassenden Rest. Der Text als Mittler zwischen Individuum und Welt gelangt an einen Nullpunkt.
Arkadi und Boris Strugatzki
Picknick am Wegesrand
Hofheim am Taunus 2012
mit 39 Originalzeichnungen von Kai Pfankuch (Pinsel, chinesische Reibetusche und Aquarell)
Format 39 x 29 cm; 56 Seiten
Der aus dem Russischen von Aljonna Möckel übersetzte Text ist mit der Zeichenfeder auf ein Velin BFK Rives-Bütten (200 g/qm) geschrieben.
Auflage 2 römisch nummerierte und signierte Exemplare; handgeschöpftes Vorsatzpapier von Johannes Follmer; Halbleder mit Rückenprägung; Handeinband mit Schuber |