Eugène
Ionesco
Die Stühle
Hofheim 2009
Das Malerbuch ist eine Auseinandersetzung mit Eugène Ionescos Drama "Die Stühle", einer "tragischen Farce", in der ein altes Ehepaar sich rückblickend mit seinen Illusionen, Lebenslügen und gescheiterten Träumen konfrontiert und in einem aufreizenden Spiel gegenseitiger Bespiegelungen selber karikiert.
Völlig auf sich selbst zurückgeworfen, eingezwängt in einen hermetisch abgeschlossenen Raum der verklärten Erinnerung, arrangieren die Eheleute eine Versammlung unsichtbarer Personen, der Geister der Vergangenheit, für die sie in einem wahren Totentanz unentwegt Stühle herbeischleppen. Ein taubstummer Redner, der statt der groß angekündigten Botschaft bloß unartikulierte Laute und unverständliche Chiffren an einer Tafel zuwege bringt, krönt im Abgang der Protagonisten die absurde Situation. Ausschließlich durch deren ins Leere gesprochene Reden wird den Unsichtbaren Gestalt verliehen.
Das graphische Konzept greift das Hauptmotiv der Unsichtbarkeit auf, indem Figuren aus der Schrift gebildet werden, die sie auf der gegenüberliegenden Seite als weiße Schemen verdecken. Stehen diese mit den negativen Zeichnungen kombinierten Textseiten für die noch abstrakte Ebene des geschriebenen Dialogs und Szenariums, so die aus Schrift geformten Figuren für das im Raum der Bühne gesprochene Wort. Als dritte Ebene schließlich wird auf den malerischen Doppelseiten die Realisierung des Stückes vorgestellt, wenn auch mit deutlichem surrealem Anklang. "Die seltsame Anwesenheit in der Abwesenheit, Bewegung in der Bewegungslosigkeit, das Körperhafte der Schrift(zeichen), sie zeigen die Schattenseiten der Welt, den um Humanität ringenden Menschen …" (Laetitia Rimpau, Romanistin)
Eugène Ionesco · Die Stühle
mit 19 Originalzeichnungen (davon 6 doppelseitig; Tusche und Aquarell) und 14 Graphiken (Siebdruck) von Kai Pfankuch; der Text ist aus der Stempel Garamond gesetzt und im Siebdruck auf einer Handpresse reproduziert; Format 39 x 29 cm; 56 Seiten; 250 g/qm Velin BFK Rives-Bütten; handgeschöpftes Vorsatzpapier (Johannes Follmer, Homburg/Main); die Buchdecken sind mit einem Aquarell auf handgeschöpftem Fabriano-Bütten bezogen; Halbleder mit Rückenprägung (Oasenziege); fester, leinenbezogener Schuber; Auflage 10 Exemplare; Hofheim/Frankfurt 2009; Preis 2800,- Euro |