Ludwig Wittgenstein
Tractatus logico-philosophicus
Hofheim am Taunus 2017
Wittgensteins Verdienst ist es, die Philosophie mit ihrem ontologischen und mentalistischen Paradigma um ihre systematische sprachanalytische Reflexion erweitert zu haben, wegweisend für die strukturalistische Richtung. Kern seines „Tractatus“ ist die Aneignung von Welt durch ihr (ideal)sprachlich vermitteltes Bild, festgehalten im logisch strukturierten Satz, der die Form der Wirklichkeit aufzeigt. Mit diesem Ansatz ist diese radikale Absage an eine platonisch oder aristotelisch verstandene Metaphysik auch für eine philosophisch orientierte Malerei und Zeichnung in ihrer hermeneutischen Dimension eine spannende Herausforderung. Zeichnung und Malerei als ein strukturiertes Zeichenkonglomerat ließen sich gewissermaßen als logischer Satz im Sinne Wittgensteins auffassen. Die Illustration dieses Malerbuches versucht nicht, einzelne Sätze des
„Tractatus“ nachzubilden, vielmehr spürt sie den in den einzelnen Thesen angesprochenen Kategorien wie Raum, Subjekt, Element, Form, Modell, Wirklichkeit und Zeitlichkeit nach, konterkariert den Text aber auch gelegentlich. Leitfaden der Illustration ist die Entgegensetzung von Natur und Architektur als Inbegriff der logischen Form. Der von Aussagen- und mathematischer Logik bestimmte Charakter des streng gegliederten Textes wird durch ein zusätzliches graphisches Element aufgegriffen: In räumliche, perspektivisch angelegte Gitter sind sämtliche Nummerierungen des Textes eingetragen, gleich einem Gebäude mit sieben Stockwerken, die sich jeweils sechs Ebenen in die Tiefe erstrecken. Diese kompositorisch anmutende Notation ist das räumliche Modell der Textgestalt.
Ludwig Wittgenstein · Tractatus logico-philosophicus
Hofheim am Taunus 2017
mit 27 Originalzeichnungen von Kai Pfankuch (davon 9 doppelseitig; mit Pinsel, japanischer Reibetusche und Aquarell gearbeitet);
Format 39 x 29 cm; 80 Seiten sowie 40 Seiten Zwischenlagen; der Text ist mit
der Zeichenfeder auf Velin BFK Rives-Bütten (250 g/qm) geschrieben; die Gitter sind auf 55 g/qm handgeschöpftes Chinapapier (Zhao Zhe) gezeichnet; Unikat; handgeschöpftes Vorsatzpapier von Johannes Follmer; die Buchdecken sind mit einem Originalaquarell von Kai Pfankuch bezogen; Halbleder mit Rückenprägung; Handeinband mit Schuber.
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